Mit 200 Liter, Tradition und Verbundenheit zum Teisinger Ged

Gründungsfest nicht nur mit Festdamen, sondern auch mit einer Bierbraut vom Pfarrer

 

 Mauerberg / Hart / Teising (kam). Bis auf den letzten Platz gefüllt war die SKW-Kantine Hart am vergangenen Samstagabend beim Patenbitten der Reiterhofschützen Teising um die Gunst der Mörntaler Falkenschützen Mauerberg. Dabei erlebten über 200 Besucher das Brauchtum in seiner ursprünglich bayerischen Tradition mit viel Unterhaltung und dem schmerzvollen Scheitlknien der Bittsteller. Im Laufe des abwechslungsreichen Abends mit Sketchen, Zaubervorführung, Gesangseinlage und musikalischer Umrahmung der Spätzünder wurde auch die spaßige Forderung nach einer Premiere laut. Diese spontan in die Tat umsetzend, wird es bei Teisings 100-jährigen Gründungsfest vom 16. bis 19. Juli 2020 nun neben den traditionellen Festdamen erstmals auch eine Bierbraut geben.

 

Bereits im Vorfeld des Patenbitten sickerte durch, dass die Reiterhofschützen groß auftrumpfen werden. Mit einem Groß-, zwei Kleinbussen und einigen Privat-PKWs standen letztendlich 108 Leute vor der Tür. Empfangen wurde der Tross mit einem Salut der Mauerberger Böllerschützen.

 

Zu den über 200 Besuchern, die mit eigenes fürs Ereignis angeschafften Bierdeckel ausgestattet wurden, zählten unter anderem Pfarrer Hermann Schächner, Bürgermeister Christian Mende, Altbürgermeister Wolfgang Reichenwallner, einige Garchinger Gemeinderäte und Gauschützenmeister Christoph Götz.

 

Am Beginn des Patenbittens inszenierte Teising eine Festausschusssitzung bei der sich die Reiterhofschützen Gedanken über den richtigen Ged machten. Unter anderem wurde die Frage aufgeworfen, ob Mauerberg überhaupt genug Geld hat? Andererseits haben sie fesche Madl und sind immer recht zahlreich beim Teisinger Schützenball zugegen.

 

Da ein Videoclip technische Probleme bereitete, verzögerte sich die Präsentation. Diese Zeit nutzte Pfarrer Hermann Schächner für ein spontanes Grußwort. Weil beide Vereine seinem Pfarrverband angehören, werde er sich bei den Verhandlungen völlig neutral verhalten. Um für die Technikprobleme Abbitte zu leisten, schickte die Geistlichkeit ein humoristisches Stoßgebet gen Himmel. Doch der gute Draht nach oben brachte weiterhin keine gute Leitung, sprich Audio-Verbindung. Letztendlich wurde der Ton vom Notebook-Lautsprecher via Mikrofon auf die Lautsprecheranlage übertragen. Den tollen, zwanzigminütigen Film schmälerten die etwas leisen Töne aber keinesfalls. Bei dem aufwendigen Clip mit vielen Szenenwechsel ging es darum, dass Teising auf der Suche nach dem möglichen Ged die Falkenschützen einfach nicht findet. Da sie weder im früheren Vereinsheim Gasthaus Mauerberg noch in der dortigen Pfarrkirche anzutreffen waren, gab der Teisinger Festausschuss eine Vermisstenanzeige auf. Diese wurde von zwei urbayerischen Polizisten in bester Eberhofer-Manier aufgeklärt. Nachdem die Vermissten weder im Rathaus Garching bei Bürgermeister Christian Mende noch beim Wirtssepperl z’Garching aufzufinden waren, kam von Georg Schartner der entscheidende Hinweis. Das Finale des virtuellen Films war gleichzeitig der realistische, enthusiastisch beklatschte Einzug des gesamten Teisinger Festausschusses in der SKW-Kantine.

Anschließend übernahmen die beiden Mauerberger Schützenmeister Thomas Kamhuber aus Unterneukirchen und Tobias Müller aus Feichten die Moderation. Kamhuber präsentierte im Verlaufe des Abends auch einen Zaubertrick, der das Phänomen Teising und die magische Verbindung beider Vereine dokumentierte. Ins gleiche Horn stieß Patenbraut Nina Kamhuber, die mit ihrer Ukulele zur Melodie „A bissl neurotisch“ und begeistert unterstützt von allen Gästen ein Hochlied auf die Reiterhofschützen sang.


Heinz Geißler bewies in kurzen Übergangsphasen einmal mehr, warum er als Witzeerzähler weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt ist. Weiterhin zogen zwei Teisinger Ratschweiber in bester Gedichtform fast die komplette Mauerberger Vorstandschaft durch den Kakao. Musikalisch umrahmt wurde das Patenbitten von den Spätzündern Jakob Mitterreiter aus Mauerberg und Hans Kleinillenberger aus Erlbach.

 

Beim Höhepunkt, dem traditionellen Scheitlknien wussten die beiden Schützenmeister über jeden, der zum Scheitlknien verurteilt war, eine lustige Geschichte aus dem Nähkästchen. Nina Kamhuber hatte als Schiedsrichterin ein wachsames Falkenauge und kontrollierte bei jedem die Knie auf unzulässige Weichmacher. Allerdings gaben sich die Mauerberger nicht als Unmenschen und boten ihren weiblichen Opfern dünne und dicke Kissen zur Schmerzlinderung an. Jedoch nur gegen ein Entgelt von 5 bzw. 15 Euro für die Jugendkasse.

 

Die erste Partie bestand aus Patenbraut Lisa Sandner, Sportleiter Michael Maier, Jugendleiter Florian Schupfner und Böllerabteilungsleiter Ludwig Albanbauer. Für Maier war es bereits das dritte Patenbitten in diesem Jahr. Bevor jedoch das schmerzhafte Scheitlknien anstand, musste jeder Beteiligte eine Herausforderung bewältigen. Dem ersten Quartett wurde das Verzehren einer Toastscheibe innerhalb einer Minute auferlegt. Anschließend folgte der schmerzliche Teil. Obwohl die Protagonisten das Mauerberger Argument „bei Eurem Fest im Juli 2020 ist es sicherlich sehr heiß“ anerkannten, zogen sich die Verhandlungen in die Länge. Letztendlich waren die ersten Vier nur bereit 40 Liter zuzusagen.

 

In der zweiten Runde wurden Trauermutter Anneliese Bernhart, Fähnrich Maxi Loth, Kassier Hubert Stelzl und der seit 1997 im Amt befindliche Schützenmeister Konrad Bernhart gefordert und gefoltert. Nachdem sie ihre Salzstangen verdrückt hatten und ebenfalls eine längere Tortur auf den beiden von den Thomas Schmidtner angefertigten, spitz zulaufenden Andenken hinter sich brachten, endete diese Verhandlungsrunde mit 60 Liter.

 

Opfer der letzten Partie auf dem hölzernen Quälix waren Festbraut Veronika Bernhart, Festleiter Helmut Schupfner, Festbräu Reinhard Müller, Festwirt Adolf Spirkl sowie Bürgermeister und Schirmherr Hans Hiebl. Sie bekamen es mit einem Wüstenschnaps in Form von einem Glas Semmelbrösel zu tun. Als der Festbräu süffisant monierte, dass jedes Fest seine Festdamen aber keine Bierbraut hat, war das Gelächter, aber auch die Zustimmung im gesamten Saal groß. Sie müsste sich an den vier Festtagen immer in seiner Nähe aufhalten. Dafür würde es ihr aber auch sehr gut gehen, versprach der Bräu aus Neuötting. „Weil sie mich noch nie enttäuscht haben“, übertrug Müller die Auswahl der Braut an Pfarrer Hermann Schächner und den ehemalige Gauschützenmeister Sebastian Kamhuber. Da angesichts der vorgerückten Stunde die Kniee von Schupfner schnell schmerzten, war die letzte Runde mit weiteren 100 Litern schnell über die Bühne gebracht. Nach zähen Verhandlungen einhergehend mit der Zusage für insgesamt 200 Liter Freibier sowie der langjährigen Tradition und engen Verbundenheit haben die Falkenschützen Mauerberg letztendlich das Ehrenamts des Geds gerne beim 100-jährigen Gründungsfest der Reiterhofschützen Teising übernommen.

 

Am Ende des Patenbittens bedankte sich Teisings Festleiter Helmut Schupfner bei allen Festdamen für deren Bereitschaft die Ehrenämter zu übernehmen mit einem Blumenstrauß. Als er sich mit einer Anzahlung, sprich einem Fass Freibier verabschiedete, ging der Abend nach seinem etwa vierstündigen Programm in die gesellige Verlängerung von der traditionell nicht mehr berichtet wird.

 

 

Bericht und Fotos: PresseService Albert Kamhuber