Geschichte der Mörntaler Falkenschützen Mauerberg


   Im Frühjahr des Jahres 1901 wurde der Mauerberger Schützenverein gegründet. Gewiss war der Wunsch, ein Betätigungsfeld zu haben und sich regelmäßig zu treffen, der Hauptgrund für die Gründung. Die Initiatoren waren der Ökonom Johann Pölz von Galland und der Zimmerer Ludwig Hutterer von Moos (heute Grillinger). Die Tatsache, dass Namen von Mauerberger Schützen bei einem Preisschießen in Neuötting auftauchen, beweist, dass hier der Schießsport mit dem Feuer- und dem Zimmerstutzen gepflegt wurde. Als im ersten Weltkrieg viele Mitglieder zu den Waffen gerufen wurden, erlosch das Vereinsleben. Bereits kurze Zeit nach dem Krieg entsann man sich wieder und gründete den Verein neu. Weil die Vereinskasse leer und der alte Zimmerstutzen abhandengekommen war, kaufte Schützenmeister Johann Pölz damals aus eigener Tasche einen neuen Zimmerstutzen. Dieser wurde lange verwendet und ist noch heute im Besitz der Familie. Das Schießen in Mauerberg konnte somit wieder gepflegt werden.
   Im Jahre 1942 baute, der als Bastler bekannte Ortspfarrer Josef Zank (auch Mitglied des Vereins), eine Vorrichtung zum Schießen auf eine laufende Scheibe. Diese wurde dabei auf ein Bronze-Hirschrelief, das auf einem Wagen angebracht war, befestigt. Zündhütchen sorgten dafür, dass bei einem Treffer in die Mitte die Figur zusammensackte und es dabei fürchterlich krachte. Diese Art des Schießens genoss große Beliebtheit und wird, nachdem die Anlage 1975 modernisiert wurde, auch noch heute des Öfteren durchgeführt.
   Um jene Zeit gab es einen Generationswechsel in der Führung des Vereins. Das Amt des Schützenmeisters übernahm der Sohn des Vereinsgründers Josef Pölz. Im Frühjahr 1933 brannte das Herbergslokal Osl in Mauerberg ab. Fast alle Vereinsunterlagen und ein Großteil des Vereinsbesitzes wurden dabei ein Raub der Flammen bzw. sind bei den Ausräumarbeiten verschwunden. Mühsam wurde im Herbst wieder mit dem Schießbetrieb begonnen Die treibenden Kräfte dazu waren Josef Pölz, Josef Gallhauser, Johann Brandlmayer, Georg Holzner, Georg Hofer sen. und Johann Winklharrer, der Mesner am Ort.
   Doch nur kurze Zeit florierte das Vereinsleben. Abermals mussten Schützen den Zimmerstutzen mit dem Ordonnanzgewehr tauschen. Viele, die sich dem Schießsport widmeten, fielen und kehrten nicht mehr in die Heimat zurück.
   Mit dem Krieg und den Nachkriegswirren kam somit jegliches Vereinsleben zum Erliegen. Von den Besatzungsmächten war besonders der Schießsport verboten. Doch im Herbst des Jahres 1950 wurde von einigen Unentwegten die Wiedergründung des Vereins eingeleitet. Am 4. November fand der erste Schießabend statt. Von den vielen Interessierten ließen sich gleich 37 in den Verein aufnehmen. Zum Schützenmeister wurde Josef Pölz und zu dessen Stellvertreter Johann Reger von Lehen bestimmt. Johann Winklharrer, Bahnbeamter und Mesner, übernahm das Amt des Kassiers und Schriftführers. Einige Wochen danach zählte der Verein bereits 64 Mitglieder und dies war auch lange Jahre der höchste Mitgliederstand im Verein. Geschossen wurde mit Zimmerstutzen in der Gaststube des Vereinslokals in Mauerberg, wo ein zünftiges Vereinsleben herrschte. Ein Zieler musste mit seinem “Juhui”-Ruf einen soeben geschossenen Zwölfer ansagen. Der gute Schuss wurde begeistert aufgenommen und brachte dem Zieler ein kleines Trinkgeld (10 Pfennig) ein. Der Vereinsname “Schützenverein Falke Mauerberg” wurde 1952 angenommen. Im Jahr darauf beschwor ein Generationskonflikt beinahe die Teilung des Vereins in Jung- und Altschützen herauf. Einige Mitglieder gründeten deshalb im nahegelegen Flohberg einen eigenen Verein, der sich aber nach kurzer Zeit wieder auflöste.
   1959 - das Vereinsleben hatte sich wieder normalisiert – wurde die erste Königskette angeschafft. Dazu stifteten Mitglieder wertvolle Silbertaler. Diese Kette wurde dann 1969 mit Namensschildern versehen und 1981 grundlegend mit Talereinfassungen renoviert und überarbeitet. Im selben Jahr bauten Günter Witte, Hans Reger und Georg Estaller aus einem alten Nähmaschinenantrieb den ersten Zugstand und 1961 wurde bereits mit drei Ständen im Gastzimmer geschossen.
   1963 nahm der Verein eine Satzung an und das Führungsgremium des Vereins wurde reformiert. Die Neuwahlen ergaben folgende Vorstandschaft, 1. Schützenmeister Georg Hofer, 2. Schützenmeister Josef Schönstetter, Schriftführer Sebastian Kamhuber und Kassier Michael Fleindl.
   Mit der Auflage des Landratsamtes, eine komplette Trennwand vom Boden bis zur Decke entlang des Stammtisches einzuziehen, wurde ein Standneubau notwendig. Im direkt neben den Wohnräumen angebauten früheren Pferdestall, konnte durch das Entgegenkommen des Besitzers Johann Steiglechner von Wiesmühl in ca. 800 freiwilligen Arbeitsstunden ein Schießstand mit 5 Schussbahnen, ein Aufenthaltsraum für ca. 20 Personen und ein Nebenraum errichtet werden. Im April 1972 fand die Einweihung, die Hochw. Herr Pfarrer Franz Freibüchler von Mauerberg vornahm, statt. Ein besonderer Markstein in der Vereinsgeschichte ist zweifelsohne die erste Fahnenweihe am 3 /4 Juli 1976. Zusätzlich feierte man das 75jährige Gründungsjubiläum. Dazu funktionierte man den Stadel des Anwesens in eine Festhalle um, in der über 1 200 Personen Platz fanden. Bürgermeister Georg Thalhammer übernahm die Schirmherrschaft und die Reiterhofschützen Teising konnten als Patenverein gewonnen werden. Fahnenbraut war Irmgard Hofer, Fahnenmutter Rosina Beham, Trauermutter Rosa Pölz, Patenbraut Johanna Reger und Lisbeth Lex fungierte als Patenbraut des Patenvereins. Vevi Ebenbeck, die Seniorwirtin, vertrat die Herbergseltern beim Festakt. 1.300 Schützinnen und Schützen zogen in vier Festzügen aus 86 Vereinen durch den Ort und die Fluren Mauerbergs. In einer Rekordzeit von nur 7 Minuten wurde unter drückender Hitze von folgenden Gästen Grußworte gesprochen, Gauschützenmeister Toni Balghuber, Bürgermeister Georg Thalhammer, 3. Landesschützenmeister Ludwig Merkel, Stellvertretender Bezirksschützenmeister Rudolf Berghammer und Landrat Seban Dönhuber
   Eine große Aufgabe übernahm der Verein 1983 mit der Durchführung des Gauschießens. Da in diesem Jahr der Verstorbene langjährige Schützenmeister Johann Reger 60 Jahre alt geworden wäre, wurde dieses mit einem Hans-Reger-Gedächtnisschießen verbunden. Bei diesem Schießen wurden 736 Teilnehmer registriert, dies war eine noch nie erreichte Zahl.
   Durch steigende Mitgliederzahlen und mit der Einführung von Monatspreisschießen und Jahresmeisterschaft dehnte sich die sportliche Betätigung am Vereinsabend immer mehr aus. Oftmals dauerte der Schießbetrieb sogar bis nach Mitternacht. Dadurch sah man das gesellige Leben im Verein gefährdet. Eine größere Schießanlage wurde unumgänglich. Nach längerem Hin und Her wurde eine Lösung, die Verein, Besitzer und Pächter gleichermaßen befriedigte, gefunden. In 1200 freiwilligen Arbeitsstunden wurde unter großen Opfern der Mitglieder und mit Spenden der Gemeinden, des Landkreises, des Bezirks und der Geschäftswelt eine Standanlage und ein Anbau errichtet. Auch die bisherige Anlage konnte weiterhin genutzt werden.
   Seither konnte auf 11 Ständen nun jeglicher Schießsport mit Druckluftwaffen, Armbrust und Zimmerstutzen betrieben werden. Pfarrer Lorenz Aicher hielt die Weihe, zu der auch die Bürgermeister Thalhammer (Garching), Reisinger (Polling) und Kammhuber (Unterneukirchen) sowie Landrat Dönhuber erschienen waren. Ein Bunter Abend schloss sich der Weihe an.
   Der Standerweiterungsbau veranlasste nun zu neuen Taten. Zum 2. Mal hielt man die Gemeindemeisterschaft (Bürgerschießen) ab. Ein Jahr danach fand das Gaudamenschiessen hier statt, und die Jugend betrieb stärker als je zuvor das 3-Stellungsschiessen. Obwohl der Ort Mauerberg nur aus einer Pfarrkirche, Wirtshaus und wenigen Häusern besteht, hat sich der Schützenverein, der sich nun “Mörntaler Falkenschützen Mauerberg” nennt und der auch ins Vereinsregister eingetragen ist, zu einer stattlichen Gesellschaft entwickelt. Großen Anteil an der stetig wachsenden Mitgliederzahl verdankt der Verein der Jugendarbeit von Hans Winklharrer. Er konnte “seine Buben und Dirndl”, wie er sie nannte, immer wieder für das Schießen begeistern und anspornen, auch Ihre Freunde mitzubringen.
   Ein besonderes Jahr war zweifelsohne 1987, denn zum ersten Mal wurde ein Mauerberger Gaukönig. Franz Heidl konnte sich diesen Titel beim Gauschießen in Teising holen. Außerdem wurde in diesem Jahr der bisherige Schützenmeister Sebastian Kamhuber zu “höheren Ehren” berufen. Nachdem er 15 Jahre Stellvertreter war, wurde er anlässlich der Gauneuwahlen zum 1. Gauschützenmeister gewählt.
   Unter seiner Ära wurde eine erfolgreiche Jugendarbeit eingeleitet, die manch anderen Verein anspornte. Auch das sportliche Leistungsniveau der Schützen steigerte sich während seiner Amtszeit beachtlich. Neben der Unterstützung des Sports lag ihm die angestammte Schützentradition besonders am Herzen. Vor allem regte er immer wieder geselliges Beisammensein an. Unvergessen sind die Bunten Abende, die er organisierte und wo er auch mitunter selbst als Humorist auftrat (“Der Feuerwehrmann”).
   Anlässlich der Generalversammlung des Jahres 1988 erfolgte dann bei den Neuwahlen der Wechsel in der Führung, in der der langjährige 1. SM Sebastian Kamhuber die Geschicke des Vereins in die Hände von Georg Rock legte. Unter dessen Führung wurde das zweite Gauschießen 1991 anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Mörntaler Falkenschützen Mauerberg e.V. (ca. 720 Teilnehmer) durchgeführt. Weitere Bürgerschießen und Freundschaftsschießen festigten die Zusammengehörigkeit im Verein. Höhepunkte in dieser Amtszeit waren die Übernahme der Patenschaft beim Schützenfest 1995 bei den Reiterhofschützen in Teising sowie die Gründung der Böllerabteilung der Falkenschützen Mauerberg (näheres unter Böllerabteilung). Nach neun Jahren Schützenmeister, legte Georg Rock 1997 sein Amt nieder und mit Thomas Schmidtner wurde eine neue Epoche des Schützenvereins eingeläutet. Auf seinem “Mist” wuchs die Idee eines dritten Gauschießens, welches im Jahr 2000 durchgeführt wurde (517 Teilnehmer).
   Seit Januar 1999 arbeitete die Vorstandschaft an der Vorbereitung des 100-jährigen Gründungsfestes mit Fahnenweihe. Zu diesem Anlass wurde am 24 März 2001 ein Patenbitten in Teising ausgerichtet. Erst nach der Zusage von 200 Liter Freibier übernahmen die Reiterhofschützen die Patenschaft.
   Abschließend sei festgestellt, dass auch in Mauerberg erkannt wurde, dass Schießsport nicht nur ein Treff von und für Gleichgesinnte ist. Vielmehr ist dieser Sport unzertrennlich mit dem Schützenwesen verbunden und so ein uralter, bodenständiger, tief mit unserer Heimatkultur verwurzelter Faktor im gesellschaftlichen Leben unserer angestammten Heimat. Dies wird in Mauerberg bei den harmonisch ablaufenden Schießabenden sowie bei allen anderen Anlassen bewiesen, wo Jung und Alt beiderlei Geschlechts in Schützeneintracht beisammen sind. Dass dies auch bei den Mörntaler Falkenschützen weiter so gepflegt wird, sollten später Lesende dieser Festschrift in vielen Jahren noch bestätigen können.

Aus der Festschrift zum 100-jährigen Gründungsjubiläum 2001